DIE RHEINPFALZ: Krise der Autobranche bremst Autohaus
Das S&K-Autohaus im Norden Landaus steckt in einer Krise. Es will sich aus eigener Kraft herausarbeiten, sagt Geschäftsführer Boris Stadel. Seinen 40 Beschäftigten macht er Mut. Offenbar nicht ohne Grund: Kein Ritter, wohl aber ein Graf steht zur Rettung bereit.
VON SEBASTIAN BÖCKMANN
LANDAU. Das Insolvenzgericht Landau hat auf Antrag der S&K Automobile GmbH in Landau einem vorläufigen Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung zugestimmt. Geschäftsführer Boris Stadel wird dabei unterstützt von Rechtsanwalt Christoph Glatt, einem Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht von der Kanzlei Schiebe und Kollegen in Mannheim. Beim vorläufigen Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung bleibt die Geschäftsführung beim Unternehmen. Das bedeutet auch, dass keine Nachteile für die Gläubiger zu erwarten sind und der Antrag nicht aussichtslos ist – oder anders ausgedrückt: dass es Chancen zur Sanierung und Weiterführung des Unternehmens gibt.
Das von Boris und Diana Stadel gegründete Unternehmen S&K (früher Autohaus Kowalski) ist Vertragshändler für die Marken Hyundai, Seat und die sportliche Seat-Tochter Cupra und hat nach Stadels Angaben 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Ehepaar Stadel war mit seinem Unternehmen 2018 aus dem Horstring auf die Nußdorfer Heide gezogen, in einen sechs Millionen Euro teuren und 2300 Quadratmeter großen Neubau beim Kreisel an der nördlichen Stadteinfahrt Landaus.
Bei Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung bestellt das Gericht keinen Verwalter, wohl aber einen Sachwalter, der darauf achtet, dass das Verfahren korrekt läuft. Dies ist im Fall S&K vorläufig Rechtsanwalt Tobias Wahl aus Mannheim. Er sagte auf Anfrage, dass das Verfahren erst in einem ganz frühen Stadium sei, dass er aber gute Chancen für eine kurzfristige Weiterführung des Geschäftsbetriebes sehe, mittel und langfristig auch, wenn ein Investor gefunden werde.
Stadel sagte gestern auf Anfrage, dass die Rahmenbedingungen im Automobilhandel seit Jahren schwierig seien: Nach der Pandemie habe es Lieferschwierigkeiten durch den zeitweise blockierten Suezkanal und dann durch den Ukraine-Krieg gegeben. Es sei schwierig, ausreichend Ware, also Fahrzeuge, zu bekommen. Die gesamte Branche befinde sich im Wandel, und bei den anhaltenden Lieferschwierigkeiten seien größere Autohaus-Gruppen gegenüber einzelnen Autohäusern im Vorteil. Wie schwierig das Geschäft mit der E-Mobilität sei, habe das Wochenende gezeigt: Der Wegfall der Bafa-Prämie (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) für Elektrofahrzeuge „über Nacht hat jedem Käufer die Motivation genommen“, so Stadel. E-Fahrzeuge einschließlich Hybrid-Modellen hätten zuletzt etwa 50 Prozent der Verkäufe ausgemacht, bei reinen E-Modellen seien es 15 bis 20 Prozent gewesen.
Der Gebrauchtwagenhandel habe den Einbruch im Neuwagengeschäft nicht ausgleichen können, weil zeitweise kaum Fahrzeuge zu bekommen gewesen und die Preise enorm gestiegen seien. Angaben zu Umsätzen und Umsatzeinbrüchen möchte Stadel nicht machen. Aber er betont, dass die Löhne aller Mitarbeitenden bis Ende Februar gesichert seien und dass er aufgrund laufender Gespräche mit Investoren sehr zuversichtlich für den Fortbestand des Autohauses sei. Derzeit würden alle Prozesse geprüft, „um wieder profitabel zu werden“. Änderungen bei den Marken seien nicht geplant.
Einen kleinen Hinweis auf einen möglichen Investor gibt es auf der Homepage des Unternehmens, wo bei den Mitarbeitern auch ein Graf von Hardenberg genannt wird. Tatsächlich findet sich auf der Homepage des Bundeskartellamtes ein Eintrag mit Freigabe durch die Behörde, wonach die Unternehmensgruppe Graf Hardenberg bei der Unternehmensgruppe S&K Automobile einsteigen will und darf. Das passt zu Stadels Aussage, dass sich größere Gruppen leichter tun.
Die Graf-Hardenberg-Gruppe ist mit über 1600 Beschäftigten an 17 Standorten ganz überwiegend in Baden-Württemberg, aber auch Rheinland-Pfalz aktiv – in Landau (Porsche-Zentrum). Sie handelt nach eigenen Angaben mit Fahrzeugen der Marken Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda, Seat und Cupra (wie S&K), Porsche, Ford, Vespa und Harley-Davidson. Erst kürzlich war auch das BMW Autohaus Vogel unter das Dach der Schweizerischen Emil Frey Gruppe geschlüpft.
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