
Antrag auf Eigenverwaltung: Fastnachtsartikelspezialist Fries wegen Corona unter Druck
Der Fastnachts-, Party- und Fanartikelspezialist Fritz Fries & Söhne aus Idar-Oberstein hat am 14. September 2020 beim zuständigen Amtsgericht Idar-Oberstein Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Mit dieser Maßnahme möchte das Familien-Unternehmen in dritter Generation den Weg einer selbstverwalteten wirtschaftlichen Sanierung gehen. Zur vorläufigen Sachwalterin wurde die Sanierungsexpertin Rechtsanwältin Annemarie Dhonau von der Kanzlei Schiebe und Collegen bestellt.
Durch die coronabedingte Absage von Fastnacht, den Ausfall des Oktoberfests sowie die Verschiebung der Fußball-EM hatte sich die Einnahmen- und Auftragslage des Unternehmens in diesem Jahr drastisch verschlechtert. Bereits seit März 2020 wurde für einen großen Teil der Belegschaft der Fritz Fries & Söhne GmbH und Co. KG Kurzarbeit angemeldet. Betroffen hiervon sind rund 140 Vollzeitkräfte in Kirn und Georg-Weierbach. Das bis dahin gesunde Unternehmen sei noch zahlungsfähig, weitere Absagen von Großveranstaltungen könnten aber zu einem Liquiditätsengpass führen, so der die Eigenverwaltung als Generalbevollmächtigter durchführende Rechtsanwalt Jürgen Roth von der Kanzlei Roth, Conradt, Pees und Partner.
Vor allem die Verschiebung der Fußball-EM im Sommer machte der Geschäftsführung große Sorgen. Die Auftragsbücher waren hierfür sehr gut gefüllt, vor allem aus der Lebensmittelindustrie. Die Ware war bereits hergestellt und für den Versand vorbereitet. Die Auslieferung wurde dann auf das Folgejahr vereinbart. Der geplante Umsatz in 2020 blieb aber aus. Nun wird innerhalb des Betriebes alles auf den Neustart vorbereitet. „Was uns natürlich helfen würde, wäre, dass die Menschen bald wieder sorglos gemeinsam feiern können“, sagt die vorläufige Sachwalterin Annemarie Dhonau. Hoffnungen knüpfen sich an Halloween, da dies laut Geschäftsführer Gerd Horbach eher etwas Familiäres sei.
Das 1924 von Fritz Fries sen. gegründete Unternehmen produzierte ursprünglich Werkzeuge für die berühmte Idar-Obersteiner Schmuckindustrie. Später folgte die Herstellung von Schmuck, die sich in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts dann in die Produktion von Karnevalsschmuck wandelte. Bis heute wuchs das Unternehmen stetig und führt mittlerweile unter anderem mehrere Tausend Fastnachts- und Fanartikel.