Gute Aussichten für die meisten Standorte der insolventen Kohl Brot
- Die Hälfte der Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsplätze
IDAR-OBERSTEIN, 1. Juli 2019. Fünf regionale Interessenten übernehmen 100 Mitarbeiter und die meisten lokalen Standorte von Kohl Brot. Die Standorte St. Wendel, Kusel, Meisenheim, Kaiserslautern, Rockenhausen, Saarbrücken, Ensdorf, Nonnweiler-Otzenhausen, Dillingen, Kleinblittersdorf, Wiebelskirchen, Hermeskeil, Zweibrücken, Alsenz und Bad Kreuznach werden erhalten. In Rheinland-Pfalz und im Saarland gehört das Familienunternehmen zu den großen Bäckereien. Heute wurde vom Amtsgericht Idar-Oberstein die Insolvenz in Eigenverwaltung eröffnet.
„In einem schwierigen Marktumfeld konnten wir eine gute Lösung für 15 von 18 lokalen Standorten, die Hälfte aller Mitarbeiter und über 70 Prozent der Mitarbeiter im Verkauf erreichen. Das war nur möglich, weil wir alle 30 Filialen während der Eigenverwaltung seit 25. März fortgeführt haben und uns 200 Mitarbeiter bis heute unterstützt haben. Dafür möchten wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausdrücklich danken. Leider fanden wir keine Interessenten für die Produktion in Baumholder. Die Entlassung von 58 engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Produktion und im Vertrieb bedauern wir deshalb sehr. Auch bei den Kunden unseres knapp 120 Jahre alten Familienunternehmens, die uns in den letzten Monaten immer wieder positiv zugesprochen haben, möchten wir uns herzlich bedanken“, erklärte Geschäftsführer Dr. Steffen Kohl.
Während der Eigenverwaltung erhielten die Mitarbeiter Insolvenzausfallgeld. In den verkauften Filialen werden alle Mitarbeiter übernommen. Teilweise gehen auch aus zu schließenden Filialen Mitarbeiter über.
„Der Markt für Backwaren ist hart umkämpft. Überkapazitäten und Insolvenzen sind verbreitet. Es war deshalb weder möglich, einen Investor für alle Filialen und Mitarbeiter zu finden, noch die Kohl Brot GmbH & Co. KG als ganzes Unternehmen zu sanieren und zu erhalten. Aber es ist uns während der Eigenverwaltung gelungen, wesentliche Teile des Unternehmens zu erhalten. Die überaus vorsichtige Stimmung im Markt spiegelte sich im Verhalten der Interessenten. Der Prozess lief sehr zäh und holprig und vielen Interessenten fiel eine Entscheidung schwer. Die ursprünglich auf zwei Monate angesetzte vorläufige Eigenverwaltung mussten wir deshalb um einen weiteren Monat verlängern“, erklärte die Generalbevollmächtigte Annemarie Dhonau, Rechtsanwältin von der Sanierungskanzlei Schiebe und Collegen. Nach Eröffnung der Insolvenz in Eigenverwaltung wird sie als Generalbevollmächtigte zusammen mit ihrem Kanzleikollegen Rechtsanwalt Mirko Lehnert, Geschäftsführer Dr. Steffen Kohl und dem Sachwalter, Rechtsanwalt Helmut Konrad aus Idar-Oberstein, den Verkauf und Übergang organisieren.
Mit insgesamt zehn ernsthaften Interessenten wurde verhandelt, darunter auch einige Finanzinvestoren. Die fünf Käufer stammen aus der Region und wollen ihren Vertrieb mit den Filialen ausbauen. Für die Backstube, die Produktionsstätte von Kohl Brot am Hauptsitz in Baumholder bei Idar-Oberstein, fand sich bis dato kein Käufer.
Preise und Erträge von Backwaren sind sehr niedrig, da Discounter zunehmend den Markt bestimmen. „In unserer Region Obere Nahe, Pfalz und Saarland konkurrieren wir mit vielen Discountern und die Kaufkraft ist vielerorts gering. Deshalb ist es schwer, qualitativ hochwertige Produkte auskömmlich zu kalkulieren. Die Preis- und Qualitätsunterschiede zwischen billiger Discount-Ware und handwerklich hergestellten Backwaren mit geringem Maschineneinsatz sind enorm. Ich bin trotz der Entlassungen und der Aufgabe des Unternehmens in einem wirklich schwierigen Marktumfeld froh, dass wir jetzt einen vergleichsweise guten Abschluss gefunden haben“, so Geschäftsführer Dr. Steffen Kohl.
Nähere Informationen:
RA/FA InsR Annemarie Dhonau LL.M.
Vaniti A. Paul, Marketing & PR Managerin
Schiebe und Collegen
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